Erklären, was ist, beschreiben, was war, und Kinder zum
Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.
Zu jedem Buchstaben des Alphabets gibt es hier eine Geschichte. Lehrerinnen und Lehrer sollten diese und die Vorgeschichten vorlesen oder - besser - lebendig erzählen. Lasst die Kinder darin Rollen übernehmen und mitspielen. Durch diese Geschichten sollen die Kinder die Zeichen für die Laute unserer Sprache sicher kennen lernen und verstehen und sie auf vielfältige Weise schreiben, auf Packpapier, im Sand oder mit was und wo auch immer. Dazu braucht es nur wenig zusätzliche Materialien.
Das Kennenlernen der Buchstaben wird in eine umfassende Geschichte eingebettet: Die Menschen in dem Land des kleinen dicken Königs können ursprünglich nicht lesen, weil alles nur erzählt wird. Es gibt sogar berühmte Geschichtenerzähler, denen man gern zuhört. Als der König träumt, diese Geschichtenerzähler würden entführt, veranstaltet er einen Wettbewerb für diejenigen, die ihre Geschichten auch festhalten oder einfangen können. Sie scheitern.
Zwei Zirkuskinder berichten, dass es in anderen Ländern merkwürdige Zeichen gibt, mit denen man Geschichten tatsächlich festhalten kann. Der Lehrer und die Kinder beschließen, diese Zeichen zu entdecken. Der kleine dicke König ist total begeistert und macht mit. Und es finden sich Geschichtenerzähler, die zu jedem Laut eine Geschichte erzählen.
Was soll das? Untersuchungen sagen uns, dass viel zu viele Kinder die Grundschule verlassen, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Wie lange wollen wir diesen demokratiegefährdenden Skandal noch hinnehmen? Offenbar schafft es die Grundschule nicht, alle Kinder zu erreichen, nicht nur die Söhne und Töchter von Lehrern, Anwälten und Zahnärzten, sondern auch die Kinder, die in den Familien wenig Förderung erfahren, in denen es kaum Bücher gibt oder deren Eltern manchmal viel Zeit auf Instagram und TikTok verbringen, aber wenig Zeit für ihre Kinder haben. Auch Rama aus Syrien und Maksym aus der Ukraine müssen lesen lernen.
Es reicht nicht, die Kinder zuzuschütten mit allerlei bunten Materialien oder flatterigen Apps. Wir müssen sie auch emotional erreichen, jedem Kind Wertschätzung entgegenbringen, keines demotivieren. Manche Erstklässler werden für ihr Leben beschädigt, weil sie schon bald die Erfahrung machen, etwas nicht zu können. Dies muss auf jeden Fall vermieden werden. Wir müssen Wege finden, dass Kinder miteinander und voneinander lernen, dass Stärkere die Schwächeren stützen.
Die einzelnen Abschnitte dieses Lehrgangs solltest du den Kindern vorlesen oder möglichst eindrücklich erzählen. Beziehe dabei alle ein, lass sie Figuren oder Ereignisse nach- oder mitspielen. Stelle Fragen und überprüfe, ob die Kinder alles verstanden haben. Dabei wirst du immer wieder Begriffe klären müssen, auch Kinder, die mit Deutsch als Muttersprache aufwachsen, kennen oft den Inhalt von Begriffen nicht oder nicht richtig, auch wenn sie sie verwenden.
Lass sie die Zeichen auf vielfältige Weise schreiben, in einer Sandkiste, auf Tapetenrollen oder Abfallpapier, aber auch auf der Tastatur eines Laptops oder eines Computers finden und damit experimentieren. Schon bald werden sie entdecken, dass man aus Buchstaben Wörter bilden kann und aus Wörtern Sätze. Die Kinder müssen Freude an ihrem Tun haben.
Ziel sollte sein, dass die Kinder einer Leselernklasse nach etwa 3 Monaten alle Buchstaben sicher beherrschen, und zwar alle Kinder. Sie sollten sicher sein und Bestätigung erfahren. Sollte dies erreicht sein, kannst du mit ihnen auf vielfältige Weise weiter arbeiten.
Das Material der Hamsterkiste lässt sich sicher noch erweitern. Wir werden schauen, was dazu in Zukunft noch möglich ist. Wir sind dankbar für Anregungen und Kommentare.