Im Land des Königs und der Königin wurde viel geredet. Nach der Arbeit setzten sich die Leute zusammen und erzählten sich was. Es gab einige unter ihnen, die konnten so gut und so spannend erzählen, dass sich die Leute abends um sie versammelten und ihnen zuhörten. Man nannte sie Geschichtenerzähler.
Wenn die Leute zusammen kamen gab es Bratwurst und leckeres Brot, manchmal auch Kuchen. Die Erwachsenen tranken Kaffee, Bier oder Wein und für die Kinder gab es Limonade. Man setzte sich unter einen Baum oder an einen Fluss und die Geschichtenerzähler erzählten.
Sie erzählten von fernen Ländern, von Reisen und von Abenteuern, die sie erlebt hatten. Nicht alles stimmte, vieles dachten sich die Geschichtenerzähler nur aus. Aber das merkte ja keiner. Es wurde auch viel getratscht, man redete untereinander gern über Leute, die nicht anwesend waren. Aber das gibt es ja überall, auch heute noch, sogar bei uns.
Ein besonders guter Geschichtenerzähler war übrigens der Lehrer der Burgschule und die Kinder liebten ihn dafür. Er erzählte ihnen fast jeden Tag etwas Neues und im Laufe der Jahre kamen so viele Geschichten zusammen. Er erzählte besonders gern fantastische Geschichten, zum Beispiel von Pferden, die fliegen konnten oder von Schmetterlingen, die durch das Schlagen ihrer Flügel Wind machten. In seinen Geschichten konnten die Bäume und die Tiere miteinander reden. Alle seine Geschichten gingen natürlich immer gut aus. Manche erzählte der Lehrer immer wieder, andere vergaß er und dann musste er sich neue ausdenken.
In der Schule und bei den Abenden am Fluss war es dann so: Man saß im Kreis und gebannt hörten alle zu. Manche riefen dazwischen und bei besonders spannenden und gruseligen Stellen hielten einige den Atem an und andere trampelten mit den Füßen auf den Boden. Am Ende gab es rauschenden Beifall und alle freuten sich schon auf den nächsten Tag oder den nächsten Abend und auf neue Geschichten.