Adrian Superstar
Adrian, der Amselmann, lebte friedlich und zufrieden mit der Amselfrau Adriane im Stadtpark. Nun hatte er aber gehört, dass gute Sänger Superstar werden könnten. Und gut singen konnte er ja, sehr gut sogar.
Um Superstar zu werden, musste man sich nur im Fernsehen bewerben. Die Leute vom Fernsehen wunderten sich zwar über die Bewerbung der Amsel, fanden das aber letztlich prima. Adrian bekam eine Einladung und flog hin.
Er traf mit vielen anderen Bewerbern zusammen, darunter ein tätowierter Schwarzbär, der mächtig stolz war auf seine brummige Stimme.
Am nächsten Morgen um halb zwölf war Adrian an der Reihe. Der Musikmanager Dieter Bollermann und einige andere Leute saßen da und lachten sich offenbar gerade kaputt über ein kleines, schwarzbuntes Schweinchen, das ihnen soeben etwas vorgegrunzt hatte. Irgendeiner sagte: "So eine blöde Sau ...", dann fragte Bollermann schon: "Na du alter Rabe, was singst du uns denn heute?"
Adrian war empört, mit Raben verglichen zu werden, die ja bekanntlich gar nicht singen, sondern nur krächzen können. Doch er schluckte seine Empörung herunter und antwortete: "Ich singe eine Amselserenade." - "Dann fang mal an", bemerkte Bollermann grinsend.
Adrian sang. Er sang, wie er es seit Wochen an jedem Morgen und an jedem Abend im Stadtpark geübt hatte. Er gab sich sehr viel Mühe, fand sich gar nicht so schlecht und wurde doch plötzlich von Bollermann unterbrochen: "Das rockt aber gar nicht", meinte er. "Und sag mal, du hast ja einen ganz dreckigen Schnabel, du Zeisig! Du bist ja vielleicht ein Dreckspatz!" Adrian hatte am Morgen wohl vergessen, nach seiner üblichen Schneckenmahlzeit den Schnabel gründlich zu säubern. Die anderen lachten laut.
Damit war Adrian durchgefallen. Aus war es mit der Karriere als Superstar! Er hatte schon heimlich geträumt von einem wunderschönen Nest irgendwo am Meer und einem Leben mit vielen leckeren Regenwürmern, serviert auf goldenen Tellern. Auch ein kleines Sportflugzeug hätte er gern gehabt, denn Amseln lieben das Fliegen.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als zurückzukehren. Er schämte sich und dachte, die anderen Vögel würden ihn bestimmt auslachen. Zum Glück hatten die meisten die Sendung gar nicht gesehen. Sie waren nach Vogelart mit allerlei Dingen beschäftigt, die ein Superstar bestimmt nicht machen würde: Nester bauen, Insekten fangen, Junge groß ziehen und sich gegenseitig vor der Katze zu warnen, die mal wieder durch den Stadtpark streunte.
Irgendwie war Adrian froh, wieder zu Hause zu sein. Schon am nächsten Morgen stimmte er mit den anderen wie gewohnt ein wunderschönes Vogelkonzert an.
Bild: Hamsterkiste