Der Fuchs hatte viele Freveltaten begangen und wurde deshalb bei der Versammlung der Tiere zum Tode verurteilt. Da tat er so, als bereue er von Herzen seinen Lebenswandel. Er bat darum, dass er von jedem Tiere Abschied nehmen und dasselbe um Verzeihung bitten dürfe. Das wurde ihm von dem Oberrichter, dem Löwen, gestattet.
In seiner Nähe stand der Hase. Der Fuchs wandte sich ihm zu und küsste ihn so sehr, dass das Blut von ihm troff. Er hätte ihn wohl gar erwürgt und gefressen, wenn nicht der Löwe dazwischengetreten wäre.
„Es ist aus purer Liebe geschehen“, entschuldigte sich der Meister Fuchs. Aber alles Reden half ihm nichts, er wurde gefesselt und zum Galgen geführt.
Unterwegs bat er, man möchte ihn einen kleinen Umweg an einem Bauernhaus vorbei gehen lassen. Er hoffte, im Vorbeigehen noch eine Henne zu erwischen.
Doch als ihn die Hennen sahen, flohen sie und der Hahn krähte vom Dach herab ein Triumphlied. Endlich kamen sie zum Galgen. Immer noch dachte der Fuchs darüber nach, wie er dem Tode entkommen könne.
Er sprach: „Ich will euch drei Wahrheiten sagen, die niemand von euch bestreiten kann. Wahrheit aber, wie ihr wisst, ist eine seltene und teure Ware. Wenn ich euch also die Wahrheit sage, dann fordere ich dafür, dass ich am Leben bleibe.“
Der Löwe war gutmütig und er willigte ein. Da sagte der Fuchs: „Erstens bin ich mein Lebtag ein Schelm gewesen. Zweitens: Es gefällt mir nicht, dass ich an den Galgen kommen soll. Drittens: Wenn ihr mich los lasst, so werde ich freiwillig nicht wiederkommen.“
Diese drei Wahrheiten konnte niemand bestreiten. So erhielt Meister Fuchs Freiheit und Leben. Und deshalb sind Füchse unter uns noch nicht ausgestorben.