Eine Sage aus der Türkei
Am Anfang, als es nur das große Meer gab, flogen Kaira Khan und ein Mensch über das Wasser. Kaira Khan war ein Gott. Der Mensch jedoch hielt sich für etwas Besseres und neckte Kaira Khan. Er bespritzte ihn mit Wasser und tauchte in die Wellen. So wollte er zeigen, wie mutig und mächtig er war. Doch als der Mensch durch eine besonders große Welle tauchte, verlor er das Bewusstsein und wäre fast ertrunken. Kaira Khan rettete ihn.
Dann schuf er einen Felsen im Meer. Sie setzten sich darauf und ruhten sich aus. Der Gott sah, dass der Mensch im Wasser nicht leben konnte. Er beschloss, für ihn Land zu schaffen. Er befahl ihm, noch einmal in das Wasser zu tauchen und Sand vom Grunde des Meeres zu holen. Doch der Mensch traute dem Gott nicht und versteckte etwas Sand in seinem Mund, damit er sein eigenes Land schaffen konnte.
Kaira Khan ließ aus dem Sand, den der Mensch aus dem Meer geholt hatte, Inseln entstehen. Die Inseln wurden schnell größer und bald entstand daraus Land, auf dem der Mensch leben konnte. Doch der Mensch hatte ja noch den Sand im Mund, den er vor dem Gott verstecken wollte. Auch dieser Sand wurde mehr und mehr und der Mensch drohte zu ersticken.
Da befahl ihm Kaira Khan, den Sand auszuspucken. Daraus wurden große Berge. Sie ragten nun plötzlich da auf, wo vorher fruchtbares, ebenes Land gewesen war.
Kaira Khan sprach zu dem Menschen: „Du wolltest mich betrügen. Das ist eine Sünde. Deshalb soll dein Name Erlik sein. Alle Menschen, die Sünden begehen, sollen dein Volk sein und mit dir auf der Erde leben. Die anderen, die keine Sünden begehen, werden bei mir wohnen.“ So geschah es.
Kaira Khan ließ auf einem Hügel einen großen Baum wachsen. Unter diesem Baum wohnten Törungey und Eje, von denen alle Menschen abstammen.
Bild: Hamsterkiste