Vor langer, langer Zeit verfolgten Jäger die Spur einer Rotte Wildschweine. Sie führte durch Unterholz und Gestrüpp, durch feuchten Moder und über knorrige Baumwurzeln.
Nach einiger Zeit hörten die Männer die Schweine grunzen, die es sich offenbar in einem kleinen Tümpel gut gehen ließen. Sie suhlten sich, wie es Wildschweine gern tun, weil sie so allerlei Plagegeister in ihren Fellen wieder los werden.
Vorsichtig und leise pirschten sich die Jäger heran. Auf einen Ruf ihres Anführers stürmten sie schließlich auf die Schweine los, die laut quiekend in alle Richtungen davon stoben. Doch den Jägern gelang es, eine große Sau mit ihren Spießen zu erlegen.
Zufrieden setzen sie sich auf einen Baumstumpf, um sich ein wenig auszuruhen. Sie tranken von ihrem Bier, aßen, schwatzten und freuten sich über ihr Jagdglück. Die tote Sau lag derweil in der Sonne, die ihr nasses und verdrecktes Fell schnell trocknete.
Nach einiger Zeit wollten die Jäger aufbrechen und das Wildschwein mit einem Gerüst aus Knüppeln und Stöcken nach Hause tragen. Doch was war das? Die Sau, die eben noch dunkelgrau und schmutzstarrend da gelegen hatte, schimmerte plötzlich hell im Sonnenlicht. Ihr Fell war über und über mit weißen Körnchen bedeckt.
Als einer der Jäger ein paar davon abzupfte und vorsichtig mit der Zunge daran leckte, schmeckten sie salzig. Die weißen Körnchen waren pures Salz.
Die Sau hatte sich mit den anderen Wildschweinen in dem Tümpel gesuhlt. Offensichtlich war das Wasser des Tümpels salzhaltig. Als das Tier nun in der Sonne lag, verdunstete die Feuchtigkeit auf seiner Haut und die Salzkörnchen blieben zurück.
Dies soll sich an der Stelle ereignet haben, an der findige Bürger von Lüneburg später eine Saline errichteten. Dort befand sich in geringer Tiefe eine Mischung aus Salz und Wasser, die man Sole nennt. Diese Sole holte man an die Oberfläche. Mit Hilfe von Öfen ließ man das Wasser in der Sole verdunsten und gewann reines Salz, das man teuer verkaufen konnte.
So half also ein Wildschwein den Menschen, den Schatz unter ihren Füßen zu entdecken. Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung bewahrte man einen Knochen der Salzsau von Lüneburg auf, der heute noch im Rathaus der Stadt ausgestellt ist.
Ob diese Geschichte stimmt? Man weiß es nicht. Vielleicht war es ja auch ganz anders. Doch der Sau und dem Knochen im Rathaus von Lüneburg ist das wahrscheinlich ohnehin ziemlich egal.
Bild: Hamsterkiste