Einmal trafen sieben Schwaben zusammen, der Herr Schulz, der Jackli, der Marli, der Jergli, der Michal, der Hans und der Veitli. Sie beschlossen, durch die Welt zu ziehen und große Taten zu vollbringen. Um möglichst stark und wehrhaft zu erscheinen, ließen sie sich einen langen hölzernen Spieß machen, den sie gemeinsam trugen. Vorn ging der Herr Schulz, denn er war der kühnste von allen, am Ende lief der Veitli.
Sie beschlossen, zum Bodensee zu wandern. Doch sie wussten den Weg nicht. Sie beratschlagten hin und her. Einer sagte, man müsse über das Gebirge, ein anderer wollte am Neckar entlang laufen. Schließlich meinte ein dritter: "Ein braver Mann geht geradeaus!" Das fanden alle am besten und sie nahmen ihren Spieß und liefen geradeaus, über Stock und Stein, über Wiesen und Felder, über hohe Berge und durch tiefe Täler.
Irgendwann kamen sie zu einer Wiese, auf der sie die Nacht verbringen wollten. Da flog eine Hornisse vorbei und setzte sich irgendwo ins Gras. Der Herr Schulz erschrak von dem lauten Brummen, der Schweiß brach ihm aus und in seiner Angst sprang er über einen Zaun. Dabei trat er auf den Stiel einer Harke, die schnellte hoch und versetzte ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. Da schrie der Herr Schulz: „Nimm mich gefangen, ich ergebe mich, ich ergebe mich!“ Die anderen riefen mit zitternden Stimmen: „Ergibst du dich, so ergebe ich mich auch, ergibst du dich, so ergebe ich mich auch.“ Doch nichts geschah und die Hornisse war längst weiter geflogen. Da merkten sie, dass sie sich getäuscht hatten. Das war ihnen etwas peinlich und damit es niemand erführe, schworen sie zu schweigen.
Am nächsten Tag liefen sie durch einen dichten Wald. Plötzlich stießen sie auf einen braunen Körper, der fast vollständig von Laub bedeckt war. Mit ihrem Spieß stocherten sie in dem Laub herum. Der Jackli merkte es als erster: "Ein Bär! Ein Bär!", schrie er und und stieß den Spieß voller Angst gegen das Tier. Die anderen fielen vor Schreck in Ohnmacht, jedenfalls schien es so, denn plötzlich lagen alle auf dem Boden. Doch der Bär rührte sich nicht, denn er war mausetot. Da standen die Schwaben wieder auf und näherten sich. Der eine zupfte an dem Pelz herum, der andere steckte gar seine Hand in den Rachen und kein einziger fürchtete sich mehr. Dann beschlossen sie, dem toten Bären das Fell abzuziehen. Das zeigten sie überall herum als Beweis ihrer Tapferkeit.
Einige Tage später kamen sie zu einem Feld. Sie entdeckten einen Hasen, der in der Sonne saß und mit offenen Augen schlief. Er streckte die Ohren in die Höhe, und die großen Augen blickten starr in die Gegend. Da erschraken die sieben Schwaben und hielten leise Rat, was zu tun sei. Sollten Sie fliehen? Dann würde das Ungeheuer ihnen bestimmt nachsetzen und alle mit Haut und Haaren verschlingen. Also sprachen sie: „Wir müssen einen großen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt ist halb gewonnen!“ Mutig fassten alle sieben den Spieß an, der Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Jeder murmelte ängstlich vor sich hin. Langsam näherten sie sich dem schlafenden Hasen. Der Herr Schulz bat den lieben Gott um seinen Beistand. Schließlich schrie er in großer Angst: "Hau! Hurlehau! Hau! Hauhau!“ Davon erwachte der Hase und sprang eilig davon. Da freuten sich die sieben Schwaben und waren stolz wegen ihres Mutes.
Sie zogen weiter und erlebten noch viele Abenteuer. Schließlich kamen sie an die Mosel. Weil sie keine Brücke sahen, fragten sie einem Mann, der am anderen Ufer seiner Arbeit nachging, wie man hinüber kommen könnte? Der Mann verstand sie nicht und fragte zurück: "Wat? Wat?" Da meinten die sieben Schwaben, sie sollten durch das Wasser waten.
Der Herr Schulz ging voran. Bald versank er im Schlamm und im tiefen Wasser. Die anderen folgten ihm, versanken ebenfalls und weil sie nicht schwimmen konnten, ertranken alle in den Fluten und niemand kehrte ins Schwabenland zurück.
Bild: gemeinfrei /
Dieser Text beruht auf ausgewählten Episoden, die von den Gebrüdern Grimm und von Ludwig Aurbacher erzählt werden.