Im Jahr 316 wurde irgendwo in Ungarn ein Junge geboren. Seine Eltern nannten ihn Martin. Als Martin erwachsen war, meldete er sich zum Dienst im Heer des römischen Kaisers. Viele Jahre war er Soldat und Offizier.
Eines Abends im Winter ritt Martin, der römische Offizier, durch die Straßen einer Stadt. Er ritt schnell, denn es war kalt. Die Straßen waren menschenleer. Die Menschen hockten in ihren Häusern um das Feuer herum, sogar die Tiere in den Ställen rückten enger zusammen. Martin trieb sein Pferd an. Doch plötzlich entdeckte er ein dunkles Bündel am Straßenrand. Da lag etwas im Schnee. Martin stieg ab und näherte sich vorsichtig.
Es war ein Mensch. Er war ganz in Lumpen gekleidet und wimmerte vor Kälte. Martin überlegte nicht lange, er griff nach seinem Schwert, nahm seinen warmen Mantel, teilte ihn in der Mitte durch und gab die Hälfte dem Bettler. Dann ritt er davon.
Man erzählt, dass Martin einige Zeit nach diesem Ereignis von Jesus träumte. Daraufhin verließ er das Heer des Kaisers und wurde Missionar. Er tat viel Gutes. Die Menschen liebten und verehrten ihn. Schließlich wollten sie ihn zum Bischof in der Stadt Tours machen. Diese Stadt liegt in Frankreich.
Martin sträubte sich, denn er meinte, das Amt eines Bischofs sei viel zu schwer für ihn. Als man nach ihm suchte, um ihn in die Stadt Tours zu führen, versteckte er sich in einem Gänsestall. Doch die Gänse schnatterten aufgeregt und verrieten sein Versteck. So wurde Martin entdeckt und doch zum Bischof von Tours geweiht.
Auch mehr als 1600 Jahre nach seinem Tod wird noch die Geschichte vom geteilten Mantel erzählt, denn wir achten Menschen, die von ihrem Besitz abgeben und mit den Bedürftigen teilen.
Bild: Hamsterkiste