Der Löwe und die Maus
Eines Tages lag ein Löwe unter einem Baum und schlief. Plötzlich rannte eine kleine Maus über seinen Kopf und seine Nase hinunter.
Der Löwe erwachte. Mit einem lauten Brüllen legte er seine Pranke auf die kleine Maus. Er öffnete sein Maul, um das kleine Wesen zu verschlingen. Doch die verängstigte Maus rief: "Verzeiht mir, oh König, ich flehe Euch an. Wenn Ihr mir nur dieses eine Mal vergebt, werde ich Eure Güte nie vergessen. Ich wollte nichts Böses, und ich wollte Eure Majestät gewiss nicht stören. Wenn Ihr mein Leben verschont, kann ich vielleicht auch etwas Gutes für Euch tun."
Der Löwe lachte. "Wie könnte ein winziges Geschöpf wie du mir jemals helfen? Na ja", zuckte er mit den Schultern und sah auf die verängstigte Maus hinunter, "du bist sowieso keine große Mahlzeit." Er nahm seine Pranke von dem armen kleinen Gefangenen, und die Maus huschte schnell davon.
Einige Zeit später stellten einige Jäger Netze auf, um den Löwen zu fangen. Der Löwe geriet in diese Falle. Er versuchte, sich zu befreien. Aber bei jeder Bewegung, die er machte, zogen sich die Seile nur noch fester zusammen.
Der unglückliche Löwe brüllte jämmerlich. Die kleine Maus hörte das Brüllen. Sie erinnerte sich an ihr Versprechen.
Als die Maus den traurigen Löwen sah, sagte sie zu ihm: "Halt, halt! Du darfst nicht brüllen. Wenn du so viel Lärm machst, werden die Jäger kommen und dich fangen. Ich werde dich aus dieser Falle befreien."
Mit ihren scharfen kleinen Zähnen nagte die Maus an den Seilen, bis sie rissen. Schließlich konnte sich der Löwe selbst befreien.
"Ich danke dir, gute Maus", sagte der Löwe sanft. "Du hast mir geholfen, obwohl ich groß bin und du so klein."